Stellungnahme

Sehr geehrte Frau Ministerin,
im Namen der Delegierten der Landeselternvertretung der Gemeinschaftsschulen übermittele ich Ihnen, Ihren Mitarbeitern im Ministerium, sowie allen Lehrkräften im Land unseren Dank für die, in den letzten drei Wochen, teils sehr überragende geleistete Arbeit.

Wir sind uns, als Elternvertreter der Gemeinschaftsschulen, sehr wohl bewusst welche Herausforderungen das Lehrpersonal an den Schulen bewältigen musste. An vielen Schulen wurden diese Herausforderungen durch engagierte Lehrkörper angenommen und umgesetzt. Ob über Lehrvideos auf Youtube, Fallbeispiele von Lehrern in Nextcloud, über Apps wie Sdui, aber auch über den telefonischen oder teilweise persönlichen Kontakt (unter Einhaltung der Abstandregeln) haben wir tolle und auch wirklich um ihre Schüler bemühte Lehrer und Lehrerinnen gesehen. Dafür danken wir allen beteiligten Mitarbeitern des Ministeriums für Bildung und Kultur unter Ihrer Leitung.

In den nächsten Tagen stehen für Sie weitere schwerwiegende und wegweisende Entscheidungen an. Gern werden wir Sie als Elternvertreter vor Ort unterstützen. Grundsätzlich befürworten wir die vorgeschlagenen Maßnahmen der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, sehen hier allerdings auch noch Differenzierungsansätze:

  • Die Prüfungen aller Abschlüsse müssen durchgeführt werden. Eventuell können hierfür (unter Einbeziehung der Schulträger) externe Gebäude oder Liegenschaften, z.B. gemeindeeigene Mehrzweckhallen oder ähnliches genutzt werden. Der wechselseitigen Anerkennung durch die anderen Bundesländer haben Sie schon abgestimmt.
  • Gestartet werden sollte auch mit den jüngeren Kindern, da diese mit dem System des Selbst- und Fernlernens überfordert sind. Auch die Sozialisierung in den neuen Klassenverbänden (erste und fünfte Klasse) muss schnellstmöglich wieder anlaufen. Sonst sind die Bemühungen des Lehrpersonals des ersten Halbjahres weitgehend umsonst gewesen. (Auch hier muss wieder mit den Schulträgern abgestimmt werden, wie die Hygienemaßnahmen, z.B. Händewaschen, Abstand halten; gerade der jüngeren Kinder eingehalten werden kann).
    Bildung ist Kooperation Landes Eltern Vertretung Gemeinschaftsschulen Saarland
    Der Vorstand Jochen Schumacher Marcel Optenhoefel
    Michael Schett
  • Ebenso ist mit den Schulträgern eine Erhöhung der Transportkapazitäten durch Busunternehmen zu besprechen um Kinder, gerade im ländlichen Raum, sicher zur Schule zu bringen. Aber auch hier stellt sich die Frage nach der Einhaltung der Abstandsregeln und wer diese in den Bussen überwachen soll.
  • Eine flächendeckende Öffnung der gebundenen und freiwilligen Ganztagsschulen muss umgesetzt werden, im Hinblick auf Alleinerziehende.
    Diese haben in den letzten Wochen nicht nur Ihre Kinder zu Hause unterrichtet, sondern mussten auch teils Lohneinbußen hinnehmen, da sie nicht arbeiten konnten, oder mussten ihren Urlaub nehmen oder schlimmstenfalls unbezahlten Urlaub machen. Auch hier muss wieder mit den Trägern über die Umsetzung der Hygienemaßnahmen gesprochen werden.
  • Weiterhin halten wir eine schnellere Umsetzung der Digitalisierung für dringend geboten. Wie wir sehen konnten, gab es viele großartige Umsetzungen der Themen durch die Lehrkörper, allerdings hat nicht jeder Haushalt die technischen Möglichkeiten alle Angebote zu nutzen, gerade wenn mehrere schulpflichtige Kinder im Haushalt leben und die Eltern Homeoffice betreiben.
  • Hierdurch sehen wir eine gravierende Lücke in der Bildungsgerechtigkeit, da gerade die Gemeinschaftsschulen doch ein teils sehr heterogenes Schülerklientel unterrichten.
  • Für die Oberstufen- und Oberstufenverbünde könnten hier verbindliche und einheitliche „Selbst- und Distanz-Lernen“- Einheiten entwickelt werden und als offizielles Lehrmaterial bereitgesellt werden. So würden ggf. Ungleichheiten im Unterrichtstoff bereinigt werden. Ab der Klassenstufe 10 kann ein gewisses Selbstlernverhalten der Schüler und Schülerinnen erwartet werden. Doch bedarf es auch hier immer noch gewisser Präsenzphasen um den Unterrichtsstoff zu vertiefen oder den Fragen zum Thema Raum zu geben. Weiterhin muss auch in der Oberstufe die Sozialisierung der Klassenverbände und der damit einhergehenden Reife bedacht werden.
  • Ein weiterer Aspekt, den ich persönlich für sehr wichtig halte ist, dass es leider Kinder gibt die unter häuslicher Gewalt leiden. Gerade in den letzten Wochen konnten diese Kinder weder ihr Umfeld verlassen, noch sich in anderer Art und Weise vor ihren Peinigern zurückziehen. Hier müssen die Lehrkräfte in den Tagen nach der Schulöffnung besonders wachsam sein und gegebenenfalls die Schoolworker und Schulsozialarbeiter informieren.

Dies als Anregung und Gedankenstütze für die kommenden Tage und Wochen. Gern dürfen Sie unsere Anregungen auch den anderen Ministerien zur Verfügung stellen. Bei Rückfragen steht Ihnen die Landeselternvertretung der Gemeinschaftsschulen gern zur Seite.

Für die Eltern der Schüler und Schülerinnen der Gemeinschaftsschule
Jochen Schumacher

 

Dillingen, 15.04.2020